Nach meinen Tigererlebnissen im Kanha-Nationalpark sollte mich meine Reise nach Khajuraho führen. Einmal in Madhya Pradesh dachte ich mir, da darf man die berühmten erotischen Tempel nicht auslassen. Zwei lange, holprig-staubige Busfahrten später verpasste ich erst mal meinen Ausstieg. Ich schlief fest und wachte auf als der Bus in irgendeinem kleinen Dorf in der Nähe parkte. Keine anderen Passagiere waren zu sehen und die Busfahrer saßen vor einem kleinen Chai-Shop. Da hatte man mich einfach vergessen, obwohl ich ja der einzige Europäer im Bus war. Das muss doch eigentlich auffallen das ich nicht ausgestiegen bin. Auf alle Fälle staunten auch die Fahrer als ich schlaftrunken den Bus verließ. Wo kommt der Typ denn jetzt her? Immerhin besorgten sie mir einen Transport zurück in die Stadt. Wenn man Khajuraho so nennen kann.Mein erster Eindruck sollte nicht so toll sein und dies blieb auch so mit Ausnahme der Tempel. Eigentlich hat mich der Ort einfach nur genervt. Jeder war nur auf Geschäfte aus, nichts Neues in Indien, aber so extrem hatte ich es lange nicht erlebt. Alles war so dermaßen überteuert und die Menschen waren so von sich überzeugt. Da stehen halt ein paar schöne Tempel und jeder tut so als ob er ihn höchstpersönlich gebaut hat. Alle sind hier irgendwie größenwahnsinnig und ich sollte kein normales Gespräch führen können. Der Flughafen in der Nähe spiegelt das auch irgendwie wieder. Da landen zwei Flüge am Tag aber er ist in Dimensionen erschaffen als ob stündlich hundert Flieger abheben. Zu mindestens mein Eindruck von außen. Immerhin habe ich am Bahnhof gute Erfahrungen gemacht. Ein netter Bahnmitarbeiter kann mir doch tatsächlich Bahntickets nach Delhi für den nächsten Tag besorgen. So kurzfristig ist das selten möglich. Ich will aber so schnell wie möglich wieder weiter.Die Tempel sollte ich mir natürlich schon anschauen. Die können ja nix dafür das die Menschen so abgehoben sind. Aber auch hier am Einlass hatte ich gleich wieder schlechte Erfahrungen. Der Eintrittspreis ist für indische Verhältnisse der Hammer zumindest für Ausländer und dann nehmen sie mir doch am Einlass auch noch die Zigaretten und das Feuerzeug ab.In Khajuraho und der näheren Umgebung gibt es einige Tempelanlagen zu besichtigen. Der Eintritt bezog sich nur auf die Tempel der westlichen Gruppe. Sie sind den hinduistischen Hauptgöttern gewidmet und sind vor allem wegen ihrer schönen erotischen Abbildungen bekannt. Die Tempel sind ein Höhepunkt der nordindischen Tempelbaukunst und gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wenn man die konservative Moralvorstellung der Inder kennt, dann sind diese Tempel der Wahnsinn. Das Kamasutra, das altindische Lehrbuch der Liebeskunst, muss zur Tempelbauzeit hoch im Kurs gestanden haben. Im mittelalterlichen Indien scheint die erotische Tradition doch noch Teil der Kultur gewesen zu sein. Auf alle Fälle war die wunderschöne Tempelanlage dann doch die Reise wert. Schnell hatte ich die nervigen Bewohner von Khajuraho vergessen.Trotzdem war ich froh am nächsten Tag nach Delhi zu reisen. Hier sollte ich von der Hitze und dem Smog so geschockt werden, dass ich nur einen Tag später die Reise in die Berge antreten sollte.
So verbrachte ich meine letzte Woche im Parvati-Valley. Das war früher ja mal eines meiner Lieblingstäler im Himalaya und es sollte schön sein nach langer Zeit. Der Frühling hatte gerade Einzug gehalten, angenehme Temperaturen, gute Luft und….