Nachdem ich Indonesien in Richtung Kuala Lumpur verlassen hatte, wollte ich so schnell wie möglich nach Laos reisen. Es war mal wieder an der Zeit meinen Freund Lutz mit Familie zu besuchen. Obwohl ich Kuala Lumpur insbesondere die kulinarische Seite liebe, gönnte ich mir nur einen Tag in der Stadt.
So ging es von dort direkt nach Vientiane. Aber auch in der Hauptstadt von Laos sollte ich mich nur kurz aufhalten. Früh am Morgen kam ich in der Stadt an um am Abend mit einem Nachtbus zu den 4000 Inseln im Süden des Landes zu fahren. Den Tag verbrachte ich mit kurzen Spaziergängen durch die doch mittlerweile sehr touristische Stadt. Da kamen viele Erinnerungen hoch wie Vientiane um die Jahrtausendwende so war. Eine verschlafene Stadt mit kaum touristischer Infrastruktur. Heute kann man jeden Scheiß hier finden. Ich ließ mir trotzdem das immer noch ausgezeichnete Beer Lao schmecken und konnte das morgige Wiedersehen mit Lutz kaum erwarten.
Die doch am Ende vielen Biere in Vientiane halfen mir gleich im Bus in einen tiefen Schlaf zu verfallen. Es war einer dieser schrecklichen Sleeper-Busse, wo man sich normalerweise eine viel zu schmale Pritsche mit jemand teilen muss. Ich hatte Glück und konnte ganz hinten auf einer offenen Fläche mit der vollen Breite des Busses schlafen. Dort waren außer mir nur noch zwei Mädels und wir hatten dementsprechend viel Platz. Erst in Pakxe, die Provinzhauptstadt der Champasak-Provinz in Südlaos, wurde ich dann am nächsten Morgen wieder wach. Hier hieß es den Bus für die letzten zwei bis drei Stunden Fahrt nach Nakasang zu wechseln. Von hier ist es dann nur noch eine kurze Bootsfahrt bis nach Don Det, der Heimat von Lutz.
In Nakasang versuchte ich krampfhaft ein Geschenk für Lukas, den Sohn von Lutz, zu bekommen. Ich sollte ja das erste Mal den Kleinen sehen und da wollte ich nicht ohne Geschenk auftauchen. Aber es sollte nur billigen Plastescheiß aus China geben. Kein vernünftiges Spielzeug. Was bringt man denn dem Kleinen mit? Am Ende kaufte ich ihm einen Traktorschlauch zum Baden im Mekong. Dafür ist er zwar noch etwas zu klein um alleine in den Fluß zu gehen aber mit Mama sollte das okay sein.
Die Überfahrt mit dem Boot ging dann schnell und ich sollte pünktlich zum Mittagessen bei Lutz und Familie im Mama Leuah Guest House sein. Dem Essen zogen wir dann aber doch lieber ein paar Begrüßungsbiere vor. Das Wiedersehen mit Lutz und seiner Frau Pheng war schön. Endlich sollte ich hier dann auch seinen kleinen Sohn Lukas kennenlernen. Mit dem sollte ich in den nächsten Tagen noch viel Spaß haben.
Es hatte sich auch mein Freund Toni aus Berlin, wir hatten uns hier verabredet, bei Lutz eingefunden. So wurde es ein erster feuchtfröhlicher Abend an den Ufern des Mekongs. Wir hatten uns sehr viel zu erzählen und wussten gar nicht wo wir anfangen sollen. Die nächsten Wochen sollten uns viel Zeit für gute Gespräche geben.
Bei meinem letzten Besuch vor zwei Jahren sollte ich ein neues Restaurant vorfinden. Dieses Mal gab es auch wieder einiges Neues im Hause Lutz und das im wahrsten Sinne des Wortes vorzufinden. Nicht nur das Lutz jetzt Papa ist und einen neugierigen kleinen Sohn hat. Das wusste ich ja schon und war sehr gespannt auf den Lukas. Nein er hat sich auch ein schönes großes Haus neben sein Restaurant gebaut. Nachdem er die ersten Jahre mit Pheng in der Küche gelebt hat und dann die nächsten Jahre in einem kleinen Zimmer, das nebenbei auch noch der Lagerraum für die Getränke war, gibt es jetzt ein richtiges Haus für die kleine Familie. Endlich hat er einen richtigen Platz zum Wohnen. Aber das war ja auch schon lange überfällig und jetzt wirklich notwendig mit dem Kleinen Lukas. Die Bautätigkeiten scheinen halt nie ein Ende zu finden.
Ich sollte dieses Jahr so lang wie nie zuvor auf Don Det hängenbleiben. Drei Wochen verbrachte ich am Ende bei Lutz und hätte auch noch ein paar Wochen dranhängen können, ohne das es mir langweilig geworden wäre. Ein guter Freund von Lutz sollte zu Besuch sein und auch so hatte Lutz einige interessante Gäste. So gab es immer viel zu erzählen und wir hatten viel Spaß. Mit Aktivitäten hatten es aber die meisten Besucher nicht so. Oder doch, es gab immer wieder viele Biere zu öffnen und zu leeren.
Natürlich darf man auch nicht vergessen, dass der Platz von Lutz perfekt zum Abhängen gemacht ist. Einfache aber sehr gute Bungalows-alle mit tollem Flussblick und Hängematten zum dahin träumen. Dazu sein erstklassiges Restaurant, ob die Lage-die Terrasse mit gemütlichen Sitzecken und toller Aussicht, die Gäste, das immer eiskalte Bier, tollen Cocktails und natürlich das Wichtigste das fantastische Essen. Obwohl zu meiner Zeit nicht so viel auf der Insel los war, sein Restaurant war zu mindestens am Abend immer voll. Der Mix aus bester europäischer Küche, sehr guten Thai-Currys und dazu ein paar laotischen Gerichten ist klasse. Natürlich habe ich mich aber am meisten über die lokalen Snacks von Pheng gefreut. Immer wieder etwas Neues und so auch nicht im Restaurant bestellbar. So war es immer gut sich in der Nähe der Küche rumzutreiben um etwas abzufassen, wenn die Köchinnen sich ihre eigenen Snacks gemacht haben.
Ich sollte, wie immer wenn ich bei Lutz bin, einmal am Tag einen großen Traktor-Schlauch nehmen und in die „City“ im Norden laufen. Dann ging es von dort mit dem Tube entspannt den Mekong herunter. Gelegentlich hatte ich Gesellschaft beim tubing von anderen Gästen. Nach ein paar Tagen fand ich mit Peter, einem Restaurant-Gast bei Lutz, jemanden der auch diese Art von Entspannung liebte. So waren wir immer auf der Suche nach anderen Wegen durch das Inselgewirr. Einfach uns den Fluss herunter treiben zu lassen-die perfekte Freizeitgestaltung. Auf dem Schlauch liegen, die Landschaft vorbeiziehen lassen, Sonne genießen, immer eine Abkühlung von unten und ein kühles Bier in der Hand für die innere Abkühlung. Meist stiegen wir dann bei Lutz aus dem Wasser um uns einen Cocktail kreieren zu lassen und dann ging es weiter in den Süden. Endziel war dann die Brücke die Don Det mit Don Khon verbindet.
Hier auf der alten französischen Eisenbahnbrücke sollte ich mich fast täglich mit Lutz zum Sonnenuntergang auf ein Bier treffen. Das hatten wir auch auf meinen letzten Besuchen so gemacht. Tradition ist Tradition. Oft war das der einzige Moment des Tages an dem Lutz einmal kurz vom Business abschalten konnte. Mit seinem alten Gästehaus hier an der Brücke, leider ist es nicht mehr das was es einmal war, hatte ja der langsame Abschied aus Berlin begonnen.
Der kleine „Lutz“ war, wie das so meist in diesen Regionen ist, immer draußen unterwegs. Ob mit seinen Cousins und Cousinen oder anderen Familienangehörigen, ob mit Gästen des Restaurants oder auch manchmal bei Mama und Papa. Er hat überhaupt keine Berührungsängste und ging einfach an die Tische der Gäste und ließ sich bespaßen. Mehrfach klaute er mir einfach meine Limo oder was auch immer er bekommen konnte. Man musste immer aufpassen das er sich nicht am falsche Getränk bediente. Er ist für die laotischen Verhältnisse ziemlich groß für sein Alter. Wo das wohl herkommt? Er war auch kurz davor mit dem Sprechen anzufangen und wird wohl bald einen wilden Mix aus Laotisch-Deutsch-Englisch von sich geben. Sicher wird er zuerst laotisch sprechen aber Lutz spricht meistens auf Deutsch zu ihm und das wird er wohl schnell aufnehmen. Das Wasser hat es ihm angetan, das muss wohl sein wenn man in so einer Inselwelt aufwächst. So ging es oft baden in den Mekong, ob mit der Mama und der Familie oder auch mit mir und anderen Gästen von Lutz.
Ansonsten war eines der Highlights für mich eine Bootstour durch die Inselwelt mit Lutz seinem Schwager als Bootsmann. Eine Bootstour ist immer das Beste um einen Eindruck von der einmaligen Wasserwelt zu bekommen. Wir waren eine lustige Runde, hatten eine Kühlbox voller Bier dabei und unser Bootsmensch steuerte uns durch die wunderschöne Welt der viertausend Inseln. Es ging vorbei an vielen kleinen Dörfern mit schönen Tempeln und den unzähligen Inseln jeglicher Form und Größe. Teilweise nur eine kleine Sandbank oder ein Fels mit ein paar Büschen und dann wieder eine große Insel mit Dörfern und Feldern und viel Leben. Die Menschen sind eng mit dem Fluss verbunden. Überall auf und am Mekong spielt das Leben. Man sieht die Laoten beim Fischen und beim Waschen, Kids spielen im Wasser und genießen die Abkühlung.
Es gibt auf unserem Weg wunderschöne Strände, die auch uns zur Erfrischung im Mekong animieren. So genießen wir unsere wunderschöne Bootstour gefühlt weit weg vom Trubel auf Don Det. Mit einem traumhaften Sonnenuntergang treten wir dann die Rückfahrt an.
Während meiner Zeit bei Lutz sollte ich ein paar Wanderungen bzw. Fahrradtouren auf Don Det und der Nachbarinsel Don Khon unternehmen. Vor allem Don Khon mit seinen vielen kleinen und großen Wasserfällen und Stromschnellen ist immer wieder schön. Ich habe nach vielen Jahren hier mal wieder eine größere Inseltour mit dem Fahrrad unternommen. Dabei gab es viel zu sehen. Ob alte vor sich hin rostende französische Lokomotiven, die alte französische Verladerampe mit dem weiten Blick in Richtung Kambodscha und mit etwas Glück auf die hier lebenden Irrawaddy-Delphine, nette Buchten mit kleinen Sandstränden und natürlich der zum Teil wilde Mekong bzw. seine Seitenarme mit seinen Wasserfällen.
Die schönste Ecke auf Don Khon ist aber die wilde Dschungelpiste im Osten der Insel. Teilweise nicht so einfach mit den „tollen Inselfahrrädern“ zu bewältigen. Es geht über mehrere halbverfallene Brücken (da musste ich länger überlegen, ob ich diese überquere), Bäume versperren den Weg aber dafür ist man auf einem schönen Pfad durch die Natur. Irgendwann geht es dann über eine Hängebrücke auf die kleine Insel Don Pa Soi mit dem Khon Pa Soi Wasserfall und einer schönen Bucht, die zur Erfrischung im Mekong einlädt. Für mich einer der schönsten Plätze der 4000 Islands.
Meine letzten Tage sollte ich mit dem blöden Online-Arrival -Visa-Antrag für Indien kämpfen. Mein nächstes Ziel sollte ja Indien sein und irgendwie brauchte ich ja dieses Scheiß-Visum. Das ist ja nicht mein erstes Visum für Indien aber so kompliziert hatte ich es nicht erwartet. Ich dachte ich fülle kurz online den Antrag aus und scanne meinen Pass und Passfoto ein, zahle die Gebühr und gut ist es. Aber dann wollten die Dinge von mir wissen, die ich einfach nicht wissen konnte. Zum Beispiel meine letzte Visa-Nummern-scheiße wenn man gerade einen neuen Pass hat. Natürlich musste ich auch erst mal einen Flug buchen und ein Hotel angeben und… Am Ende sollte ich dann aber doch mein Visum rechtzeitig vor meiner Weiterreise bekommen.
Der Abschied von Lutz, Pheng und Lukas fiel dann schwer nach der schönen Zeit. Ich habe es dann solange wie möglich hinaus gezögert. Lutz hatte mir einen billigen Flug von Ubon Ratchathani nach Bangkok empfohlen. So ging es dann innerhalb eines Tages von der Inselwelt in Laos über Thailand nach Indien.
Das hieß ich musste sehr früh am Morgen mit dem Boot nach Nakasang um dann direkt mit einem Local-Bus nach Pakxe weiter zufahren. Das war auf alle Fälle ein Spaß nach den sonstigen Touristenbussen im Lande. In diesen Songtheos, zu Bussen umfunktionierte Lkws, in denen man auf unbequemen Pritschen auf der Ladefläche sitzt, spielt sich das Leben ab. Man sieht zwar leider nicht viel von der Landschaft, da man sich gegenüber sitzt, aber kommt in Kontakt mit den Einheimischen. Es wird überall gehalten wo Bedarf ist und unterwegs gibt es gute Verpflegung.
In Pakxe ging es dann gleich weiter mit einem Sammeltaxi zur thailändischen Grenze. Die Grenzabfertigung ging schnell und schon war ich in Thailand um direkt in den nächsten Bus nach Ubon Ratchathani einzusteigen. So war ich dann mittags in Ubon. Hier hatte ich viel Zeit und sollte erst mal der Thaiküche einen Besuch abstatten. Nach einem guten Thaicurry ging es dann zum Flughafen. Nach ein paar Bier sollte ich dann entspannt nach Bangkok fliegen. Hier musste ich zum Glück nicht den Flughafen wechseln und konnte ganz ruhig auf meinen Abflug warten. Am späten Abend ging es dann weiter mit meinem Flug nach Kolkata.
Ja Kolkata meine liebste indische Stadt stand mal wieder auf dem Programm. Davon mehr beim nächsten Mal.